Verbringen Sie den
Sommer in Berlin? Dann hilft Ihnen der Tagesspiegel, Ihren
perfekten Urlaubstag zusammenzustellen. Und das speziell nach
Ihrem Geschmack, je nachdem ob Sie Action, Kultur, Technik,
Natur oder Glamour lieben. An dieser Stelle finden Sie jeweils
ein komplettes Tagesprogramm, einen Selbsttest und viele
Veranstaltungstipps. Mitmachen lohnt sich, denn wir verlosen
attraktive Preise.
Im Park mit dem Team von Shogun
Tai
Chi, das ist Bewegung in stiller Konzentration und gut für
Körper und Seele. Genau das Richtige für Gestresste: Machen
Sie mit beim Schnupper-Training im Tiergarten! Redakteur
Christian van Lessen hat es schon ausprobiert.
(Der
Tagesspiegel, 25.07.2003) - Hört sich einfach an: Beine
leicht spreizen, den Körper etwas nach hinten biegen. „Als ob
man sich auf einen Barhocker setzt“, sagt Lehrer Klaus Zarn.
Er empfiehlt, tief in den Bauch zu atmen, der als
Hauptenergiezentrum gilt. Dann die Augen schließen, ans Atmen
denken, sich vorstellen, dass die ausgeatmete Luft in den
Boden gleitet. Die Arme im Halbkreis vor den Bauch halten, als
greife man einen Ball. Arme heben, Arme senken. Die erste
Lockerungsübung heißt: „Stehen wie eine Säule“, auch „der
stehende Baum“.
Wir
beginnen mit Tai Chi, geschrieben auch Tai Ji, auf der Wiese
vor dem Teehaus im Englischen Garten. Üben uns in chinesischer
Bewegungskunst, die trotz ihrer 1500 Jahre voll im Trend
liegt. Zum morgendlichen Zwei-Stunden-Treff kommen Zarn und
seine Schüler aller Altersgruppen regelmäßig zusammen. Auch
Zarn, der doch eine Art Guru sein müsste, fühlt sich nach 20
Jahren Erfahrung noch immer als Lernender, weil Tai Chi stets
neue Geheimnisse offenbart.
Anfänger müssen nichts befürchten. Sie sollten vor allem
locker sein und munter die erste Vorab-Übung mitmachen:
einfach zehn Minuten stehen, Augen schließen, versuchen, die
gewohnte Welt hinter sich zu lassen. „Ankommen“, heißt das.
Nur stehen, die Augen zu schließen und aufs Ein- und Ausatmen
zu achten, erfordert für Anfänger Konzentration, vor allem
wenn Spaziergänger vorbeikommen und Witze reißen. Zarn
beruhigt später: Allein das Denken an die vorbeikommenden
Leute sei schon eine Form von Entspannung, ein erster Schritt
gegen den Stress. Wer mit Tai Chi beginne, solle nicht die
gewünschte Entspannung herbeifordern, sondern Geduld und vor
allem Spaß haben. Es kann vier bis sechs Wochen dauern, bis
man die Feinheiten kennt. Qigong heißen die ersten
Lockerungsübungen, bis es an die langsamen,
fließend-rhythmischen Bewegungen geht, die berühmten
Bewegungsbilder. Sie wirken stabilisierend für die Wirbelsäule
und lassen die Lebenskraft (Qi) durch die Energiebahnen
(Meridiane) des Körpers strömen. Wer dieses Strömen spürt,
will mit Tai Chi gar nicht mehr aufhören.
Wie Bogenschützen stehen die Teilnehmer der Gruppe da, und
ich als Anfänger merke, dass ich anfangs zu ungelenk bin, um
Daumen und Finger richtig zu spreizen. Aber beim Mitmachen
fallen die Fehler, die man macht, nur dem Lehrer auf, die
anderen sind zu sehr mit sich selbst beschäftigt. So muss es
auch sein. Dann soll der Kopf langsam nach rechts gedreht
werden, die alten Chinesen nannten die Bewegung: „Voller
Verachtung hinter sich schauen“ oder „Fünf Betrübnisse und
über sieben Kümmernisse hinter sich lassen“. Mit Tai Chi
lassen sich eben die Sorgenfalten der Seele glätten und
Kümmernisse des Körpers heilen. Die langsamen Bewegungen
beanspruchen zwar gleichmäßig Muskeln, Sehnen, Bänder, Gelenke
und Knochen, aber sie überfordern den Körper nicht.
Tai-Chi-Anhänger sagen, sie könnten Stress besser
bewältigen, die fließenden Bewegungen förderten ihre
Gesundheit. Der Stoffwechsel werde angeregt, hoher Blutdruck
sinke. Auch gegen Osteoporose soll Tai Chi helfen. Und nicht
zuletzt gegen böse Angreifer als Mittel der
Selbstverteidigung. Dabei gilt das Prinzip des Nachgebens.
Aber das zu lernen, hört sich schon schwieriger an. (Von
Christian van Lessen)
Lust, am Sonntag, 27. Juli, ab 10.30 Uhr im Tiergarten
Tai Chi zu lernen? Dann kommen Sie einfach zur Wiese zwischen
kleinem See und Teehaus im Englischen Garten. Klaus Zarn vom
Gesundheitssportzentrum Shogun und seine Trainer erwarten Sie.
Teilnahmegebühr: 5 Euro.
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