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QUIVIVE vom 13.06.2007
Yin und Yang in der Traditionellen Chinesischen
Medizin (TCM)
QUIVIVE – Das Gesundheitsmagazin gewährt einen
kleinen Einblick in die chinesische Heilkunst.
Nach der chinesischen Philosophie ist alles in
der Natur durch zwei gegensätzliche Energien
bestimmt: „Erde und Himmel“ – „Schatten und
Licht“ – „Ruhe und Bewegung“ – „Yin und Yang“.
Weiterhin heißt es, dass die Lebensenergie, das
„Chi“, nur dann ungehindert im Körper fließen
kann, wenn diese Gegensätze sich harmonisch
ergänzen - und nur dann ist der Mensch gesund.
Die Lebensenergie wechselt dabei ständig
zwischen Aktivität und Ruhe. Ein Wandel, der
durch fünf Elemente symbolisiert wird: Feuer
steht für das Energiesystem Herz. Es
symbolisiert Herzlichkeit und Freude. Erde
symbolisiert das Energiesystem Milz und
entspricht dem Stoffwechsel. Es steht für
Ausgeglichenheit und Genuss. Metall ist der
Lunge und dem Immunsystem zugeordnet. Es
symbolisiert Analytik und Rückzug. Wasser steht
für das Energiesystem Niere und symbolisiert
Stärke und Selbstbewusstsein. Holz entspricht
dem Energiesystem Leber und drückt sich aus
durch Wachstum und Initiative.
Um Disharmonien zu entdecken, nutzt die
Traditionelle Chinesische Medizin die Sinne:
Sehen, Hören, Fühlen, Riechen sind ein wichtiger
Teil der Untersuchung. Bei der „Inspektion“ wird
der Patient genau in Augenschein genommen. Dazu
gehört auch die Zungen-Inspektion. Auch am
Geruch und an der Stimme erfährt der Arzt mehr
über den Gesamtzustand seines Patienten. In
einer gründlichen Befragung werden soziale,
persönliche und medizinische Umstände ergänzt.
Schließlich rundet die so genannte „Palpation“
die Untersuchung ab: So ist das Ertasten und
Erfühlen der Pulse ein weiteres „sinnliches“
Diagnoseinstrument.
Die ursprüngliche TCM bedient sich keiner
technischen Geräte, wie man sie aus der
weltlichen Medizin kennt. Der Arzt bringt dafür
sehr viel Zeit und Aufmerksamkeit mit. Bestehen
nun Disharmonien der Energien, kennt die
Traditionelle Chinesische Medizin verschiedene
Verfahren, um sie wieder ins Lot zu bringen.
Neben Akupunktur und der Heilkräuterbehandlung
gehören Tai Chi und Qi Gong zu den wichtigsten Therapieform der
Traditionellen Chinesischen Medizin. Diese alten
meditativen Entspannungstechniken sollen das „Chi“
zum Fließen bringen und damit Energieblockaden
auflösen oder verhindern. Dies gelingt durch
einen langsamen harmonischen Bewegungsablauf und
eine ruhige Atmung. Erlernen kann man die
Techniken in speziellen Kursen, z.B. in den von den Spitzenorganisationen der gesetzlichen Krankenkassen anerkannten und zertifizierten Kursangeboten.
Die Akupunktur ist ebenfalls ein Teil der TCM, in der
westlichen Welt sicherlich der
bekannteste. Auf Chinesisch heißt Akupunktur "zhenjiu",
wörtlich übersetzt "Stechen und Brennen", denn
in der traditionellen chinesischen Behandlung
werden die Punkte auch mit Hitze gereizt.
Der Begriff "Akupunktur" geht zurück auf die
lateinischen Worte acus = Nadel und pungere =
stechen: Mit Nadeln sticht man in bestimmte
Punkte am Körper des Patienten, die entlang der
so genannten Meridiane liegen. Denn das Chi
fließt im Körper entlang dieser Bahnen.
Nadelstiche an den speziellen Punkten entlang
der Meridiane sollen nun den Energie-Fluss
wieder ins Gleichgewicht führen. Dabei sind
jedem Organ oder Organbereich Akupunkturpunkte
zugeordnet. Der Nadelstich soll indirekt die
Selbstheilung des erkrankten Organs fördern. Bei
der so genannten Moxibustion werden die
Akupunkturpunkte zusätzlich durch eine
aufgesetzte „Zigarre“ aus Beifuß erwärmt, um den
Energiefluss zusätzlich zu verstärken.
Wie wirkt Akupunktur?
Schmerzen "entstehen" im erkrankten Körperteil,
wahrgenommen werden sie jedoch erst nach
Verarbeitung der Schmerzimpulse im Gehirn. Der
Schmerz wird auf Nervenbahnen an das Rückenmark
und weiter zum Gehirn geschickt und dann erst
"gefühlt". An den Akupunkturpunkten befinden
sich besonders viele Endpunkte von Nervenbahnen.
Durch den Reiz der Akupunkturnadel soll die
Weiterleitung des Schmerzreizes an das Gehirn
unterbrochen werden. Auch werden durch den
feinen Stich die so genannten Endorphine -
körpereigene Schmerzmittel - freigesetzt.
Das Hauptgebiet der Akupunktur ist die
Schmerzbehandlung: Zahn- und Kopfschmerzen,
Schmerzen am Bewegungsapparat und bei
rheumatischen Erkrankungen. Hilfreich ist sie
auch bei gynäkologischen und urologischen
Beschwerden und Allergien. Sie wirkt auch
psychovegetativ entspannend, soll das
Immunsystem aktivieren und sogar Lähmungen
vermindern. Allerdings ist Akupunktur allein bei
sehr schweren Erkrankungen nicht der richtige
Weg. Bei unklaren Erkrankungen sollte man
zunächst unbedingt die klassische Schulmedizin
zu Rate ziehen, ebenso bei fieberhaften
Erkrankungen, Krebsleiden (außer zur
Schmerztherapie) und schweren psychiatrischen
Erkrankungen.
Im Beitrag wird sogar ein Schlaganfallpatient
akupunktiert. Nadeln gegen Lähmungen bezahlen
hierzulande die Krankenkassen jedoch (noch)
nicht. Solche ungewöhnlichen Wege der
Traditionellen Chinesischen Medizin will man nun
auch hier genauer unter die Lupe nehmen – u. a.
in der Berliner Charité. Dort hat man kürzlich
eine Ambulanz für Prävention und integrative
Medizin eröffnet („Champ“), in der auch
Akupunktur angeboten und in weiteren Studien
untersucht wird.
Nebenwirkungen gibt es bei richtiger
Durchführung der Akupunktur nicht. Selten kann
es zu einer vorübergehenden Kreislaufschwäche
kommen, die durch das Entfernen der Nadel
behebbar ist. Bei Schwangeren dürfen allerdings
einige Punkte nicht genadelt werden, da diese
Wehen auslösen könnten.
Im Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ war kürzlich
von schlecht ausgebildeten Akupunkteuren in
Deutschland die Rede: Sogar zu Verletzungen der
Lunge durch den Stich sei es gekommen. Sicher
geht man, wenn man sich nur von gut
ausgebildeten Ärzten behandeln lässt. Doch das
ist oft nicht ganz einfach herauszufinden. Ein
Anhaltspunkt ist die Anzahl der Stunden, die
absolviert wurden: 200 Stunden Theorie- und
Praxiskurse und eine Prüfung sind in vielen
Bundesländern für die Grundausbildung notwendig
(Diplom A). Das Diplom erfordert zusätzliche 150
Fortbildungsstunden. Viele Akupunkteure
vertiefen ihr Wissen durch Reisen nach China
sowie haben auch Kenntnisse in Chi Gong oder der
chinesischen Ernährungsheilkunde.
Der Schwerpunkt der chinesischen Medizin liegt
jedoch nicht in der Akupunktur, sondern in der
Arzneitherapie. Für jede Erkrankung gibt es eine
spezielle Rezeptur, meist eine Mischung aus
getrockneten Pflanzen, Früchten, Wurzeln und
Pilzen. Für viele der chinesischen Kräuter gibt
es noch nicht einmal einen deutschen Namen.
Obwohl es auch in China Fertigarzneimittel gibt,
beobachten viele Ärzte ihre Patienten von Tag zu
Tag und mischen die Arzneien je nach Tagesform.
Die Kräuter werden dabei unterschieden nach
Temperaturverhalten, Geschmack und Wirkung auf
die Meridiane. Durch gezieltes Mischen sollen
die Zutaten zudem gegenseitig ihre Wirkungen und
Nebenwirkungen verstärken oder abschwächen.
In Deutschland gibt es jedoch nicht allzu viele
Experten, die sich mit den fernöstlichen
Rezepturen auskennen. Deshalb werden meist
fertige Mischungen importiert. In jedem Fall
bezieht man sie am besten über eine Apotheke,
die geprüfte Kräuter verwendet. Diese sind dann
garantiert ohne Rückstände, wie
Pflanzenschutzmittel o.ä.
Selber herumexperimentieren sollte man nicht,
denn auch vermeintlich harmlose Pflänzchen
können unangenehme Nebenwirkungen haben, vor
allem im Zusammenwirken mit anderen Präparaten.
Eine der wichtigsten Grundlagen der
Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) ist es
Gesundheit zu erhalten. Zur Erhaltung des
Gleichgewichts der Energien gehört eine gesunde
Lebensweise mit ausgewogener gesunder Ernährung
und Körper- und Atemübungen. Denn nur derjenige,
der im Einklang mit der ihn umgebenden Welt und
mit sich selbst ist, schafft die richtigen
Voraussetzungen für eine gute Gesundheit und ein
langes Leben.
Filmbeiträge: Johannes Mayer
Infotext: Susanne Faß
Stand der Information: 13.06.2007
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